Rückblick auf den Tag der Pressefreiheit 2023

RückBlick:

Aktionswoche der Pressefreiheit vom 2. bis 5. Mai 2023

Bilanz der Schulbesuche und Aktionen zum Internationalen Tag der Pressefreiheit  am 03. Mai 2023

Rund um den Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai besuchten siebzehn prominente Journalist:innen Schulklassen in ganz Deutschland, um über Herausforderungen bei Recherchen, die Bedeutung einer freien Berichterstattung und ihre tägliche Arbeit zu sprechen.

„Wir nehmen auch dieses Jahr wieder die Bedeutung und gleichzeitig das Interesse am Austausch zwischen Journalist:innen und Schüler:innen und ihren Lehrkräften wahr. Hier werden nicht nur Einblicke in den journalistischen Beruf vermittelt sondern auch Themen besprochen, die die Schüler:innen immer schon mal wissen wollten. Wann hat man sonst die Gelegenheit, einen Investigativjournalisten zu fragen, wie er seine Quellen schützt oder eine Fernsehmoderatorin, wie sie auf ihre Themen kommt und wer entscheidet, was gesendet wird? Den Schüler:innen wurde bewusst: wenn Pressefreiheit in Gefahr ist, ist vielleicht auch bald unsere Meinungsfreiheit in Gefahr“, so Kerstin Schröter, Vorstand Journalismus macht Schule.

Das erste Gespräch fand bereits am 26. April mit Antje Kießler und einer Schulklasse aus Ingelheim statt. Dabei ging es u.a. um journalistische Formate auf Instagram und TikTok, denn Antje Kießler ist dort für die Tagesschau als Moderatorin und Presenterin vertreten. Das Gespräch war der Auftakt zu einer Vielzahl an bundesweiten Schulgesprächen, Workshops, Veranstaltungen und Aktionen, die die Nachrichten- und Informationskompetenz junger Menschen stärken sollen.
In diesem Jahr standen vor allem aktuelle Themen wie Chat-GPT, die Unterscheidung zwischen Nachrichten und Desinformationen oder auch das Vorgehen bei Recherchen im Vordergrund.

Klaus Brinkbäumer, Programmdirektor des MDR,  mit Schüler:innen darüber, wie Künstliche Intelligenz den Journalismus verändern wird. „Ich halte es für aufregend, aber auch bedrohlich, weil Journalismus nun wirklich eine Aufgabe für Menschen ist.“ Seiner Ansicht nach wird künstliche Intelligenz bei der Untertitelung von Filmen oder dem Synchrondolmetschen wahrscheinlich schon sehr schnell eingesetzt werden, aber ob damit auch journalistische Aufgaben übernommen werden können, sei schon heikler zu beantworten. „Noch ist es nicht angekommen in deutschen Medienhäusern – in zehn Jahren, da werden wir schon anders drauf schauen, da wird es uns richtig erreicht haben.“

Dunja Hayali, Moderatorin und Journalistin für das ZDF, sprach mit den Schüler:innen über Algorithmen und Bots, die auf allen Social-Media-Plattformen eine Rolle spielen und wies darauf hin, dass man Likes und somit auch Reichweite erkaufen kann. „Reichweite, bzw. eine große Masse an Menschen, die sich mit einem Thema beschäftigt, ist kein Barometer dafür, ob etwas stimmt oder nicht!“

 

Auch Moderator und Satiriker Philipp Walulis ging auf das Thema Falschnachrichten ein: „Wenn du ein einigermaßen netter Mensch bist, dann kannst du Fake News ja nur verbreiten, indem du nicht weißt, dass es sich um Fake News handelt.“ Um rauszubekommen, ob eine Nachricht wahr ist, empfiehlt er das zwei-Quellen Prinzip: „Schreiben das auch andere? Und wer sind die? Sind das alles die Gleichen, die aus demselben Kosmos kommen oder die, die Gegensätze verbreiten?“  

In allen Gesprächen berichteten die Journalist:innen von ihrem eigenen Weg in den Journalismus und versuchten, für den Job zu begeistern. Mut machte unter anderem Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, der trotz schwieriger Schullaufbahn und einem Umweg dort landete, wo er jetzt ist: in der Chefredaktion der Zeit. Journalismus sei für ihn, wie immer wieder selbst in neue Realitäten einzutauchen: In einer Woche einen Boxer zu porträtieren, in der nächsten einen Politiker. Er überraschte die Schüler:innen mit dem Geständnis: „Das Schreiben ist schrecklich. Es ist eine Quälerei. Ich habe auch vor jeder Sendung Lampenfieber.“

Investigative Recherche war das Thema bei Holger Stark, dem stellvertretenden Chefredakteur der Zeit, bei Frederik Obermaier, Pulitzerpreisträger und Investigativjournalist paper trail media, und beim Gespräch mit Daniel Drepper, dem Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und SZ.

Als Leiter des Ressorts Investigative Recherchen und Daten von ZEIT und ZEIT Online erklärte Holger Stark dazu: „Wir gehen nicht an die alltäglichen Themen ran, sondern an jene, bei denen wir das Gefühl haben, da steckt irgendwas Verborgenes, ein Geheimnis drin, da werden bewusst Informationen vor der Öffentlichkeit zurückgehalten, um etwas zu vertuschen oder unter den Teppich zu kehren. Und wir kommen dann mit einem großen Schlüsselset und versuchen, Türen zu öffnen.“

Frederik Obermaier ging speziell auf die Frage des Quellenschutzes ein, die für ihn eine der wichtigsten Prinzipien im Journalismus darstelle. „Ohne guten Quellenschutz werden keine Skandale oder Missstände mehr öffentlich gemacht! Auch gegenüber Behörden, wie z.B. der Polizei, müssen Quellen geschützt werden, da die Quellen sonst nicht mehr auf uns zugehen würden“, erklärte er. Journalist:innen könnten sich auch immer auf den Quellenschutz und das Redaktionsgeheimnis berufen.

Daniel Drepper räumte mit der Vorstellung vom Treffen des Journalisten und seiner geheimen Quelle bei Nacht im Parkhaus auf: „Das ist auch nur noch ein Mythos, dass investigativer Journalismus so super toxisch ist und man kein Leben hat und keine Kinder und Freunde. Das ist überhaupt nicht so, solange man sich organisiert bekommt!“

Welche Themen in den Medien vorkommen und warum, wurde im Gespräch mit Helene Reiner, Nachrichtenmoderatorin und Journalistin bei News-WG, thematisiert. Reiner sprach dabei auch vom „Unique Selling Point“: „Man muss nicht immer zu den Ersten gehören, wenn das nicht der Anspruch ist! Wenn man zu den hinteren 50 gehört, muss man sich dafür was anderes überlegen – einen neuen Dreh, was Unterhaltsames, was Kreatives.“ Manchmal ist es laut Reiner dafür nötig aus dem News-Cycle auszusteigen und eigene abseits-Themen zu recherchieren.

Aus Brasilien schaltete sich mit fünf Stunden Zeitverschiebung ARD-Korrespondent Matthias Ebert digital in ein Klassenzimmer nach Mecklenburg-Vorpommern. Neben der Arbeit eines Auslandskorrespondenten erläuterte er den Schüler:innen ein ausdrückliches Bild der Pressefreiheitssituation in Lateinamerika und berichtete auch von eigenen heiklen Situationen in die er und  sein Fernsehteam schon geraten sind: „In Lateinamerika herrschen Konflikte, die bei uns unvorstellbar sind, das sollte uns ein warnendes Beispiel sein!“

Zur aktuellen Situation der Pressefreiheit in Deutschland äußerte sich Frank Überall, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes: „Journalist:innen werden auf Demonstrationen mittlerweile oft angegriffen. Es wird immer gefährlicher für uns. Teilweise müssen wir Bodyguards mitnehmen.“ Über solche Dinge müsse in der ganzen Gesellschaft diskutiert werden, vor allem auch mit der jüngeren Gesellschaft, weshalb er sich sehr freute, mit zwei Schulklassen aus Thüringen und Hessen zu sprechen.

Fünf Schulgespräche mit prominenten Journalist:innen fanden allein am Tag der Pressefreiheit statt. Zu den oben zitierten Journalist:innen kamen auch Peter Kloeppel, Wolfgang Büchner und Jörg Quoos mit Schulen ins Gespräch. Der letzte Schulbesuch eines Journalisten im Rahmen der Aktion wurde am 9. Mai in einer Erfurter Grundschule mit Tim Gailus vom Team Timster (KiKA) durchgeführt. Georg Mascolo, Georg Restle und Charlotte Maihoff werden im Mai weitere Schulgespräche durchführen.

Journalismus macht Schule bietet darüber hinaus ganzjährig Schulgespräche mit Journalist:innen an: Bei dem Bildungsangebot für Schulen in ganz Deutschland sprechen Journalist:innen von regionalen und überregionalen Medien in Schüler:innengesprächen und Workshops über ihren Arbeitsalltag, das Mediensystem und aktuelle Themen und beantworten die Fragen der Schüler:innen. Die Workshops dauern in der Regel 90 Minuten, sind kostenfrei und können als Präsenzveranstaltung oder als „digitale Sprechstunde“ durchgeführt werden.

Prominente Journalist:innen

Hier ein Überblick über alle Journalist:innenbesuche:

Antje Kießler 

Klaus Brinkbäumer

Peter Kloeppel

Daniel Drepper

Wolfgang Büchner

Giovanni di Lorenzo

Matthias Ebert

Dunja Hayali

Georg Mascolo

Frank Überall

Helene Reiner

Jörg Quoos

Holger Stark

Philipp Walulis

Frederik Obermaier

Tim Gailus

Georg Restle

Charlotte Maihoff

Sebastian-Münzer-Gymnasium in Ingelheim

Stiftungsgymnasiums Magdeburg         

Lise-Meitner-Gesamtschule Köln                                

Hildebrandtschule, Birkenwerder   

Schmuttertal Gymnasium Diedorf 

Ökumenisches Domgymnasium Magdeburg + Phorms Schule Frankfurt        

Schlossgymnasium Gützkow                                         

KGS Waldschule Schwanewede                                   

Gymnasium Eppendorf             

Gymnasium Gotha + 
Edertalschule Frankenberg   
Gymnasium Andreanum in Hildesheim                           

Max-Bill-Schule Berlin Weißensee                          

Agricolagymnasium Hohenmölsen                                       

Heimschule Lender, Freiburg                                       

IGS Heidberg + Edertalschule in Frankenberg             

Grundschule am Kleinen Herrenberg in Erfurt  

steht noch aus

Gymnasiums Süderelbe

26. April 2023 

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28. April 2023

02. Mai 2023

03. Mai 2023

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Ausfall wird im Mai/ Juni nachgeholt
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04.Mai 2023

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Mai 2023

Mai 2023

Alle Infos zu den Angeboten aus diesem Jahr entnehmen Sie unseren jeweiligen Seiten der Bundesländer unter JmS bundesweit.

Aktionstage in Hamburg, Berlin und Bayern

Bundesweit hat es zahlreiche Aktionstage rund um den Tag der Pressefreiheit gegeben. Von den Aktionen in Hamburg, Berlin und Bayern Journalist:innen haben wir die Mitschnitte hier in einer YouTube-Playlist zusammengefasst. Die Playlist-Ansicht erhalten Sie im folgenden Abschnitt über den Button in der oberen rechten Ecke.