Entstehungsgeschichte
Eine Idee zieht ihre Kreise
Erst seit 2022 ist Journalismus macht Schule als gemeinnütziger Verein eingetragen. Dem voraus ging bereits 2019 die Idee Journalist:innen an ihre ehemaligen Schulen zu entsenden und dort mit Schulklassen über ihre journalistische Arbeit zu sprechen. Mitbegründer der Initiative Klaus Ott, selbst Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, berichtet über die ersten Schritte dessen, was der Grundstein für die heutige Arbeit des Vereins werden sollte.
Der Verein JmS war nicht immer ein Verein. Das Ganze hat als Initiative in Bayern 2019 seine Anfänge gefunden. Kannst du erläutern wie es dazu kam und wer die Idee hatte?
Klaus Ott: Ganz einfach: Wir, das sind viele Journalistinnen und Journalisten bei der Süddeutschen Zeitung und in ganz Bayern, wir haben gesehen, dass Medienbildung immer wichtiger wird. Und dass diejenigen, die nach den Standards etwa des Deutschen Presserats arbeiten, ihren Beitrag dazu leisten müssen. Indem wir nicht nur mehr Medienbildung fordern, sondern das auch selbst praktizieren. Vor allem mit Werkstattgesprächen in Schulen, bei denen wir wichtige Einblicke in unsere Arbeit geben. Wir müssen unseren Journalismus in diesen Zeiten so breit wie möglich in die Gesellschaft tragen. Das wird immer wichtiger in einer Zeit, in der extreme Kräfte weltweit und auch bei uns die Pressefreiheit angreifen.
Wie hat sich das Ganze dann entwickelt?
Klaus Ott: Im bayerischen Verlegerverband und beim Bayerischen Rundfunk ist zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit die Idee zu einem landesweiten Aktionstag entstanden. Die Landeszentrale hat 2019 allen Berufsschulen, Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in ganz Bayern zum 3. Mai, zum Tag der Pressefreiheit also, Besuche von Medienleuten angeboten. 200 Werkstattgespräche kamen so zustande. Da haben wir erklärt, wie wir arbeiten, wie wir recherchieren und redigieren, wie wir unsere Informationen prüfen, Nachrichten auswählen, und so weiter. Und nachdem das in Bayern so gut angekommen ist, haben wir uns gesagt, das ließe sich doch auch woanders machen. Und dann hat das Kreise gezogen, weil die Reporterfabrik, Tageszeitungen, öffentlich-rechtliche und private Sender mitgemacht haben. Daraus ist dann, nach dem Vorbild und mit Hilfe von Netzwerk Recherche, fast zwangsläufig Journalismus macht Schule als bundesweites Netzwerk entstanden.
Warum fandet ihr es vor vier Jahren schon wichtig Nachrichten- und Informationskompetenz in die Klassenzimmer Deutschlands zu bringen? Was hat sich seither deiner Meinung nach in dem Feld getan?
Klaus Ott: Wir haben ein Grundproblem: Von außen ist in der Regel nur das Ergebnis unserer Arbeit sichtbar. Aber nicht, welche und wie viele Schritte es bis zu einer Veröffentlichung sind. Das müssen wir transparent machen. Dann bekommen wir auch das Vertrauen, das wir verdienen. Das gilt ja nicht nur für die Schulen. Wir müssen genauso in die Volkshochschulen gehen, in die Unis und sonst überall dorthin, wo wir erzählen können, was wir wie und warum machen. Und das natürlich nicht als Monolog, sondern im Gespräch, bei dem wir uns natürlich auch kritischen Fragen stellen. Und da hat sich inzwischen sehr viel getan, leider unterbrochen durch die Pandemie. Aber jetzt geht es weiter.
Was sind die drei wichtigsten Dinge für dich, die Schüler:innen von Journalist:innen und andersherum lernen können?
Klaus Ott: Wir in den Medien können und müssen unsere Sinne schärfen. Wo schauen und hören wir nicht genau genug hin. Welche Themen brauchen mehr Recherche und Berichterstattung. Wie erreichen wir junge Leute, die heute ja in einer ganz anderen Medienwelt aufwachsen, als das noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Brauchen wir in den Redaktionen mehr Kolleginnen und Kollegen für den Dialog mit denen, die uns lesen, hören und sehen. Eindeutige Antwort: ja. Und was Schülerinnen und Schüler von uns lernen können: Wie beschaffe und nutze ich seriöse Informationen. Das wird ja auch im Berufsleben immer wichtiger.
Was war die Vision der Gründungsmitglieder für die Initiative?
Klaus Ott: Julia Stein und Kuno Haberbusch von Netzwerk Recherche waren dabei, als diese Vision entstand. Sabine Kühnel-Schwarz von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Jörg Sadrozinski und Cordt Schnibben von der Reporterfabrik, und viele, viele andere; gerade auch bei Bildungseinrichtungen.
Wir wollen ausdrücklich Bildung und Medien verzahnen. Am besten wäre es, wenn wir überall ein eigenes Fach Medienkunde an den Schulen hätten. Das wäre ganz wichtig, um eine gesellschaftliche Spaltung zu vermeiden. Bis zu einem Fach Medienkunde wird es aber noch ein weiter Weg sein. Umso wichtiger ist und bleibt das Netzwerk JmS.
Alle Gründungsmitglieder finden Sie hier.